31 Jahre Herzblut für das HFR Tafers

Am Freitag, 25. Oktober 2019 wurden die Maschinen der Wäscherei am HFR Tafers endgültig abgeschaltet. Damit geht ein langes Kapitel in der Geschichte des Spitalstandorts zu Ende. Erica Bielmann war als Wäschereimitarbeiterin 31 Jahre lang Teil dieser Geschichte. Mit uns hat sie vor ihrem wohlverdienten Ruhestand über ihren anstrengenden Beruf gesprochen, der ihr dennoch viel Freude bereitet hat.

Erica Bielmann kam 1988 als Schneiderin ans Spital Tafers. Im alten Gebäude stellte sie damals zusammen mit einer Kollegin Bettwäsche und OP-Kittel her. Zwei Jahre später nähte sie mehrere Kilometer Vorhänge für das neu eröffnete Pflegeheim. Mit der Eröffnung nahm die Tätigkeit in der Wäscherei deutlich zu und Erica half immer häufiger aus. Ihre effiziente Arbeitsweise blieb dabei nicht unbemerkt, und als der Bedarf nach Näharbeiten mit dem Aufkommen von Einwegschürzen nachliess, bot man ihr eine Vollzeitstelle in der Wäscherei an. Erica nahm den Vorschlag an, obwohl sie wusste, dass die Arbeit in der Wäscherei sehr anstrengend war: Die zwölf Mitarbeitenden waren den ganzen Tag auf den Beinen, um täglich über 800 kg Wäsche zu transportieren, zu waschen, zu trocknen und zu falten, nämlich diejenige des Spitals (Bettwäsche und Arbeitskleidung), die des Pflegeheims sowie die persönlichen Kleider der Patientinnen und Patienten.

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Erica Bielmann mit Frau Katharina Schafer-Zahno (Mitte) und Frau Olivia Kolly (links)

Viel Handarbeit
Fast alles wurde von Hand gemacht: Vor dem Waschen musste jedes Kleidungsstück kontrolliert und die Taschen geleert werden. Die Flecken wurden einzeln vorbehandelt, bevor die gesamte Wäsche (von Hand!) in die Maschinen geladen wurde.  Nach dem Waschen mussten die Kleider der Patienten Stück für Stück zum Express-Trocknen aufgehängt, gefaltet und zurück in die Abteilungen gebracht werden. Gleichzeitig galt es, die Bettwäsche in der Mangel zu trocknen. Stellen Sie sich dafür die Walzen einer Druckerpresse vor: Zwei Personen führen das Laken flach auf einer Seite ein, zwei andere nehmen es auf der anderen Seite trocken und gebügelt in Empfang und legen es zusammen. Es dauerte einen halben Tag, um die gesamte Bettwäsche von einem Tag so zu verarbeiten. Ausserdem mussten die Betten nach dem Austritt der Patienten komplett gereinigt, die Matratzen abgezogen, die Laken gewaschen und anschliessend neu bezogen werden, wie in einem Hotel. (Die Bettenzentrale des HFR Tafers bleibt weiterhin in Betrieb.)

 

Modernisierung in Tafers
Mit der Eröffnung des neuen Gebäudes im Jahr 2000 verbesserten sich die Arbeitsbedingungen, ausserdem waren die neuen Maschinen leistungsfähiger. Als neue stellvertretende Leiterin war Erica nunmehr für ein Team von sieben Mitarbeitenden (zwei Männer und fünf Frauen) mitverantwortlich, das mit drei Maschinen und drei Trocknern über 162 Tonnen Wäsche pro Jahr verarbeitete. Trotz der schweren Arbeit bereitete Erica ihr Beruf Freude: „Mir gefiel der Kontakt zum Pflegepersonal und den Patienten. Das Spital Tafers ist wie ein kleines Dorf, wo alle sich kennen. In 31 Jahren hatte ich morgens nie Mühe, aus dem Bett zu kommen. Ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen.” Angesprochen auf die körperliche Belastung sagt sie schulterzuckend: „Nun, man gewöhnt sich daran.” Sie gehört zu denen, die wissen, dass die Arbeit nur noch schwerer ist, wenn man sich darüber beklagt. Ausserdem ist ihr Körper genau so stark wie ihr Geist: Nach all diesen Jahren, in denen sie Tausende Kilos Wäsche aufgehängt und herumgetragen hat, hat sie nicht einmal Rückenschmerzen!

 

 

„In 31 Jahren hatte ich morgens nie Mühe, aus dem Bett zu kommen. Ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen.”

 

Die Veränderung begleiten
Im März 2019 feierte Erica 31 Dienstjahre in Tafers und wäre eigenlich pensioniert worden. Doch sie dachte nicht daran, in den Ruhestand zu treten, und liess sich bis Ende Jahr zu 50 Prozent weiterbeschäftigen. Einige Monate zuvor hatten sie und ihre Kolleginnen nämlich erfahren, dass ihre Wäscherei geschlossen wird. An diesem Tag flossen einige Tränen. „Ich war nicht wütend”, erklärt Erika, „nur traurig. Aber die Spitalleitung hat uns in diesem Moment so gut unterstützt, dass ich unbedingt bis zum Schluss bleiben wollte.” Neben ihren Aufgaben nahm sie daher auch an den Arbeitssitzungen zur geplanten Auslagerung und zur Wahl des neuen Wäschesortiments teil. Mit ihrer Erfahrung war sie eine wertvolle Hilfe.

 

Ein Kapitel geht zu Ende
Vergangenen Freitag war es nun so weit, ein Kapitel ging zu Ende. „Wir waren ein super Team*. Alle haben sich sehr gut verstanden,” betont Erica. „Wir haben viele schöne Momente zusammen erlebt, sowohl bei der Arbeit wie ausserhalb. Ich schätze mich glücklich, dass ich bis zum Schluss bleiben und richtig abschliessen durfte.” Nach dem Auszug der Wäscherei und einigen Ferienwochen wird für sie ein neues Leben beginnen. „Ich kann mich nun wieder der Schneiderei widmen. Ausserdem mache ich einen Kurs, um Figuren für meine Weihnachtskrippe herzustellen. Mein grösster Traum ist es aber, wieder einen Hund zu haben. Jetzt werde ich ja genügend Zeit haben.”

 

*Erica Bielmann möchte besonders ihre langjährigen Kolleginnen und Kollegen erwähnen: Jude Paul, Katharina Schafer, Sandra Vonlanthen, Susanne Fuhrer, Bruno Baeriswyl und Marianne Blanchard.