Videogames auf Rezept

Neuria, ein junges Spin-off der Universität Freiburg, hat eine innovative digitale Therapie in Form eines Videospiels entwickelt. Das HFR stand bei der Entwicklung Pate.

Kulisse des Videospiels «The Diner» ist ein typisch amerikanisches Restaurant. Verschiedene Nahrungsmittel ziehen über den Bildschirm, als zwischen einem Sellerie und einer Karotte plötzlich ein Hamburger aufpoppt. Die Spielregeln sind einfach: möglichst schnell die gesunden Happen auswählen und den Fastfood überspringen. Dann gibt’s Bonuspunkte und das Spieltempo nimmt zu.

«The Diner» ist mehr als nur ein Spiel. Es ist eine digitale Therapie, die von einem interdisziplinären Team bestehend aus Neurowissenschaftlern der Universität Freiburg und des HFR sowie professionellen Videospielentwicklern konzipiert wurde und die Ernährungsgewohnheiten der Nutzer positiv beeinflussen soll.

«Der Wirkungsmechanismus, auf dem das Spiel basiert, ist zum Patent angemeldet. Dabei sollen viele Wiederholungen nach und nach das Belohnungssystem im Gehirn verändern. Durch das Spiel verliert ungesundes Essen also auch im wirklichen Leben an Reiz», erklärt PD Dr. med. Lucas Spierer, Leiter einer neurologischen Forschungsgruppe, in der Forscher der Universität und Spezialisten des HFR vertreten sind. Er ist zugleich einer der Mitgründer des Startups Neuria, das neben «The Diner» weitere innovative Lösungen entwickelt, die sich auf die Wissenschaft stützen, um die öffentliche Gesundheit zu fördern.

Digitale Therapien halten Einzug im Spital
Der Bedarf ist vorhanden: In der Schweiz sind über 40 Prozent der Bevölkerung übergewichtig oder fettleibig. «Unsere Technologien basieren auf jahrelanger Forschung, aber Spiel und Spass müssen beim Veränderungsprozess im Vordergrund stehen», betont Spierer, dem weitere Anwendungen für die Behandlung von Nikotin- oder Alkoholabhängigkeit vorschweben.

Als nächstes stehen weitere klinische Versuche an, mit dem Ziel, das Spiel von Swissmedic, der Schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte, zertifizieren zu lassen. «Damit könnten wir unsere digitalen Therapien auf ärztliche Verordnung zur Behandlung bestimmter Patientengruppen anbieten. Klar, dass wir dabei weiterhin eng mit dem freiburger spital zusammenarbeiten werden, das für uns eine wichtige Quelle für Patienten, Kompetenzen und Knowhow ist.»

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