Stimmen aus dem Spital: „Die grosse Gefahr besteht jetzt”

Das freiburger spital rüstet sich für die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Doch was geschieht hinter den Kulissen und wie erlebt das Spitalpersonal diese intensive Zeit? HFR-Mitarbeitende berichten täglich in der Chronik von La Liberté. Raphael Kessler, Chefarzt der Inneren Medizin, HFR Tafers.

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Raphael Kessler, Chefarzt der Inneren Medizin, HFR Tafers

Dr. merd. Raphael Kessler, Chefarzt der Inneren Medizin, HFR Tafers

„Ich bin seit 20 Jahren Chefarzt der Inneren Medizin in Tafers und kümmere mich um die stationären Patienten, darunter auch solche, die an COVID-19 erkrankt sind. Seit Beginn der Pandemie wurden neun infizierte Personen in unserem Spital aufgenommen – davon werden zwei derzeit noch behandelt. Schwere Fälle haben wir in die Intensivpflege nach Freiburg verlegt. Ich habe auch eine über 90-jährige Frau betreut, welche die Erkrankung überlebt hat. Etwa sechs Ärzte und Pflegemitarbeitende haben sich angesteckt, sehr wahrscheinlich ausserhalb des Spitals. Sie haben sich gut erholt und arbeiten wieder.

Etwa ein Dutzend Medizinstudierende und Mitglieder des Zivilschutzes unterstützen uns weiterhin. Es wurden ausserdem ein Zelt und ein Container eingerichtet, die wir aber bisher nicht benötigt haben.

Seit Ostern kommen auch wieder Nicht-Covid-Patienten, vorher haben sich die Menschen nicht getraut. Rund 90 Prozent unserer Betten sind derzeit belegt. Wir werden die Patientenaufnahme unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen anpassen. Natürlich achten wir darauf, dass es zwischen den Personen, die ins Spital kommen, zu keinem direkten Kontakt kommt.

Ich würde nicht sagen, dass wir zu viele Vorkehrungen getroffen haben. Wir sind gut vorbereitet und bereit für eine allfällige zweite Welle. Die grosse Gefahr besteht jetzt, mit der Lockerung der Massnahmen seit letztem Montag.“

Lise-Marie Piller

La Liberté (25.04.2020)