Notaufnahme: Die wahren Helden

Die Notaufnahme gleicht einem Bienenhaus: eine durchorganisierte Struktur, in der jeder seine Aufgabe hat. Damit alles klappt, sind auch in hektischen Situationen eine präzise Kommunikation und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten gefordert. Doch alles geschieht wie durch Zauberhand, und zwar mit ein und demselben Ziel: den Patienten zu betreuen, egal aus welchen Gründen er die Notfallstation aufsucht.

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Mariana arbeitet seit fünf Jahren in der Notaufnahme.

Mariana arbeitet seit fünf Jahren in der Notaufnahme.

Medizinische Sekretärinnen: Allrounder in der Notaufnahme

Manchmal rufen Patientinnen und Patienten zuerst an, bevor sie sich auf den Weg ins Spital machen: „Sie sind oft unsicher, ob sie aufgrund ihrer Symptome in die Notaufnahme kommen sollen”, erklärt Mariana, medizinische Sekretärin. „Wir lassen uns die Situation schildern und können die Patienten beruhigen und beraten.”

Die medizinischen Sekretärinnen sind auch ein wichtiges Bindeglied zu niedergelassenen Ärzten, da sie ihnen die medizinischen Berichte der in die Notaufnahme aufgenommenen Patienten übermitteln. Ausserdem kümmern sie sich um die Terminverwaltung im ambulanten Bereich, „ganz wie in einer Arztpraxis”. Darüber hinaus überarbeiten sie die Berichte zu den verschiedenen medizinischen Verfahren. Das ist insbesondere wichtig, um die Abrechnungen zu erstellen. „Alles wird dokumentiert", betont Mariana.

 

 

Warum haben Sie sich für die Notaufnahme entschieden?
Wegen der Vielseitigkeit, welche die Stelle bietet. Jeder Tag ist anders und man fängt immer bei null an. Aber auch wegen dem Kontakt zum Pflegepersonal, den Ärzten und allen anderen Berufsgruppen der Notaufnahme sowie der Zusammenarbeit mit den zahlreichen Spitalabteilungen.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Es braucht Einfühlungsvermögen, Geduld und starke Nerven. Wir sind der erste Kontakt der Patienten, die manchmal sehr emotional reagieren. Unsere Aufgabe ist es, sie zu beruhigen, bis der Arzt sie in Empfang nimmt.

Wie können Sie abschalten?
Ich habe ein erfülltes Sozialleben. Mir gefällt der Adrenalinkick in meinem Beruf, aber nach Feierabend kann ich gut abschalten.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Vor der Umgestaltung der Notaufnahme waren die medizinischen Sekretärinnen beim Empfang und bekamen manchmal auch schwere Fälle mit. Ich erinnere mich an einen Patienten mit anaphylaktischem Schock. Da musste sehr schnell reagiert werden.

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Khoi, seit 16 Jahren in der Klinik für Notfallmedizin des HFR tätig.

Khoi, seit 16 Jahren in der Klinik für Notfallmedizin des HFR tätig.

Mitarbeiter Patientenaufnahme: „Wir sind die erste Anlaufstelle in der Notfallstation“

Am Team der Patientenaufnahme kommt kein Patient vorbei: Es hält die Stellung rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Die Mitarbeitenden begrüssen und beruhigen die Patienten und kümmern sich ums Administrative. „Wir benötigen als Erstes den Namen und das Geburtsdatum“, erklärt Khoi, Koordinator der Patientenaufnahme der Notfallstation. Diese Angaben werden im System erfasst und ermöglichen den Zugriff auf die Krankengeschichte des Patienten.

„Unsere Arbeit erfordert pädagogisches und psychologisches Geschick, Mitgefühl und vielfältige Sprachkenntnisse!“ Auch wenn die Mitarbeitenden der Patientenaufnahme keine medizinische Aufgabe haben, erkennen sie dank ihrer Erfahrung rasch, wie dringend der Notfall ist, und können dies der Triage-Fachperson, mit der sie eng zusammenarbeiten, weiterleiten.

Warum haben Sie sich für die Notfallstation entschieden?
Das war mehr ein Zufall. Nach einer Anstellung bei der Post wurde ich arbeitslos und erhielt eine Beschäftigung im Archiv des HFR. Nach einem halben Jahr sah ich in einem Inserat, dass sie einen Nachtwächter für die Notaufnahme suchten. Ich bin hier allerdings viel mehr als nur Nachtwächter. Die Arbeit ist abwechslungsreich, man hat viel Kontakt mit Menschen und trägt die Verantwortung für das administrative Patientendossier.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Man muss flexibel sein, denn hier läuft rund um die Uhr etwas. Ausserdem sollte man gerne anderen helfen; ohne Mitgefühl geht es nicht.

Wie können Sie abschalten?
Ich sage mir immer: Morgen ist ein anderer Tag. So kann ich sofort abschalten, sobald ich den Notfall verlasse.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Davon gibt es mehrere – jedes Mal, wenn wir jemanden ins Leben zurückholen können. Das Schwierigste ist, wenn wir einen Patienten verlieren, vor allem einen jungen. Das ist gegen die Natur.

 

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Jim, seit zehn Jahren in der Notaufnahme tätig.

Jim, seit zehn Jahren in der Notaufnahme tätig

Triage-Fachmann: „Der erste Kontakt in Weiss“

Handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall? Der Triage-Fachmann beurteilt den Gesundheitszustand der Patienten und legt dementsprechend die Dringlichkeit fest. „Dies erfolgt mit einer sehr gezielten Anamnese.“ Danach werden die ersten Massnahmen getroffen. „Gemäss den Protokollen können wir gewisse medizinische Handlungen vornehmen, zum Beispiel die Immobilisierung eines Körperteils oder eine Schmerztherapie.“

Daneben werden den Patienten vor allem die nächsten Schritte ihrer Betreuung erklärt. „Dank diesem Austausch und der neuen Gestaltung der Notaufnahme lassen sich allfällige Spannungen tatsächlich entschärfen.“ Und er fügt hinzu: „Jeder kommt aus einem anderen Grund in den Notfall. Wir als erste Mitarbeiter in Weiss stellen die Weichen für die weitere Betreuung.“

Warum haben Sie sich für die Notfallstation entschieden?
Wegen der Abwechslung! Wir betreuen Patienten jeglicher Herkunft, mit den verschiedensten Leiden, jeden Alters: Kein Tag gleicht dem anderen. Ich mag auch den Aspekt der „Detektivarbeit“: Herauszufinden, was das Problem ist, und es dann zu lösen, ist sehr reizvoll.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Man muss sich in andere hineinversetzen können. Das Technische kann man lernen, aber die Neugier muss man mitbringen. Und natürlich braucht es eine gewisse Leidenschaft, um durchzuhalten, sich weiterzuentwickeln und sich immer neuen Patienten aller Altersstufen und Hintergründe, aber auch dem technischen Fortschritt und dem schwankenden Arbeitsvolumen anzupassen.

Wie können Sie abschalten?
Da gibt es verschiedene Wege, aber ich kann in der Freizeit gut Abstand nehmen und mich ganz auf etwas anderes einlassen. Auch Humor ist wichtig, um gewissen Situationen ihren Schrecken zu nehmen. Bei schweren Fällen gibt es zudem ein Debriefing.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Es war an meinem letzten Arbeitstag in der Notaufnahme Riaz: Eine Frau hat innerhalb von 15 Minuten entbunden, der Vater war nicht rechtzeitig zur Stelle und so musste ich die Nabelschnur durchtrennen! Einen so wichtigen Moment im Leben eines Menschen zu teilen, geht einem sehr nahe.

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Anita, seit viereinhalb Jahren in der Notaufnahme tätig.

Légende photo : Anita, seit viereinhalb Jahren in der Notaufnahme tätig.

Pflegefachfrau Patientenflussmanagement: „Das Wichtigste ist das Telefon in meiner Tasche“

Die Pflegefachfrau Patientenflussmanagement hat die Rolle eines Flughafen-Towers: Sie steuert den Patientenstrom, indem sie in ständiger Verbindung mit dem Empfang, dem für den Patientenfluss zuständigen Arzt und dem Pflegeteam steht, überwacht aber auch den Gesundheitszustand der Patienten, um sie an den richtigen Ort zu verweisen.

Ausserdem steht sie mit den verschiedenen Spitalabteilungen in Kontakt, um Untersuchungen anzufordern oder einen stationären Aufenthalt zu planen. „Weiter bin ich die Ansprechperson für die Angehörigen, die bisweilen am Empfang warten müssen.“ Da die Pflegefachfrau Patientenflussmanagement den Überblick hat, plant sie auch das anwesende Personal und bestellt die Medikamente: „Wichtig sind Multitasking und eine gute Kommunikation mit dem Team.“

Warum haben Sie sich für die Notfallstation entschieden?
Ich mag es, dass man nie weiss, was als Nächstes geschieht – innert kürzester Zeit kann es mit der Ruhe vorbei sein. Die technischen Verrichtungen sind interessant und wir haben nur ein kurzes Zeitfenster mit den Patienten.  Zudem haben wir dank den delegierten medizinischen Massnahmen einen grossen Handlungsspielraum.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Man muss vor allem offen sein und sich rasch auf die verschiedenen Patienten und das Arbeitsvolumen einstellen können.

Wie können Sie abschalten?
Ich gehe raus in die Natur, mache Wanderungen. Unsere Schichten sind zwar lang, dafür haben wir jeweils mehrere Kompensationstage, um den Kopf gründlich durchzulüften.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Ich erinnere mich an einen Patienten, der einen Autounfall gehabt hatte ... Er war schlimm dran. Das prägt einen erst recht, wenn es junge Patienten sind.

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Yoann, seit fünf Jahren in der Notaufnahme tätig.

Yoann, seit fünf Jahren in der Notaufnahme tätig.

Pflegefachmann in der Notaufnahme: „Vielseitigkeit ist gefragt“

Notfälle der Kategorien 1 und 2 (lebensbedrohliche oder schwere Notfälle) werden durch einen erfahrenen Pflegefachmann betreut, der die ersten Pflegemassnahmen vornimmt: „Wir sind der erste medizinische Kontakt.“ Anders als in Fernsehserien zählt die Abteilung jährlich nur 20 bis 25 Prozent lebensbedrohliche Notfälle.

So arbeiten die Pflegenden während ihrer 12-Stunden-Schichten abwechslungsweise in der Pflege, am Empfang oder im Patientenmanagement – Vielseitigkeit ist gefragt: „Wir sind wirklich multidisziplinär und arbeiten sehr selbstständig.“ Manchmal behandeln die Pflegefachpersonen die Patienten, bevor der Arzt eintrifft. „Wir vervollständigen die von der Triage-Fachperson begonnene Anamnese und treffen die ersten ärztlich delegierten Massnahmen.“

 

Warum haben Sie sich für die Notfallstation entschieden?
Routine ist hier ein Fremdwort, es passiert immer etwas anderes. Diesen Adrenalinkick liebe ich! Wir haben auch das Glück, dass wir sehr selbstständig arbeiten können. Und die Zeit, die wir mit dem Patienten verbringen, ist zwar kurz, aber intensiv.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Anpassungsfähigkeit und Stressresistenz. Auch Müdigkeit darf einem nicht zu viel ausmachen, gerade die körperliche. Nicht zuletzt muss man sich immer weiterbilden, um auf dem neusten Stand zu bleiben.

Wie können Sie abschalten?
Ich habe viele Hobbys, vor allem Sport. Das hilft mir, mich auf etwas anderes zu konzentrieren, wenn ich von der Arbeit komme.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Ich erinnere mich an die schwere Reanimation eines sechsjährigen Kindes. Das ist das Härteste an dieser Arbeit: Wenn es um Kinder geht, trifft einen das unvorbereitet. Solche Fälle sind zum Glück selten, aber sie gehen einem nahe.

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Joëlle (links) und Milena, seit vier Jahren bzw. fünf Monaten in der Notaufnahme tätig.

Joëlle (links) und Milena, seit vier Jahren bzw. fünf Monaten in der Notaufnahme tätig.

Arzt: Immer zur Stelle, ob in Weiss oder Blau

„Wir führen eine erneute Anamnese, klinische Untersuchungen und zusätzliche Abklärungen durch,“ erklärt Joëlle. Zu den ärztlichen Verrichtungen gehören auch das Nähen, das Legen von Thoraxdrainagen, Intubationen und anderes. Tagsüber sind zwei Ärzte auf der Abteilung anwesend. Der Kaderarzt in Weiss kümmert sich um den reibungslosen Abteilungsbetrieb.

Der andere, im blauen Kittel, ist als Notarzt für den SMUR im Einsatz (mobiler Dienst für Notfallmedizin und Reanimation). Bei Bedarf begibt er sich zusammen mit den Rettungssanitätern zum Patienten. „Unsere Aufgabe ist es, uns um den Patienten zu kümmern, egal wie schwer der Notfall ist: Ihm ist etwas Unerwartetes passiert und wir sind da, um ihm Sicherheit zu vermitteln.“

Assistenzarzt: Zusammenarbeiten, Kommunizieren, Neues lernen

„Unsere Aufgabe ist es, den Patienten zu untersuchen und mit der erfahrenen Pflegefachperson der Notaufnahme zu besprechen, welche weiteren Untersuchungen und Pflegemassnahmen nötig sind.“

Nach einem gründlichen, speditiven Status leitet der Assistenzarzt seine Beobachtungen an den verantwortlichen Arzt weiter. „Das ist echte Teamarbeit, denn sobald wir die weitere Behandlung festgelegt haben, müssen wir diese den Pflegenden mitteilen, die sich um die Verabreichung kümmern.“ Hinzu kommt der Kontakt mit verschiedenen Ansprechpersonen anderer Abteilungen, um abzuklären, ob weitere Untersuchungen oder Eingriffe nötig sind, etwa eine Operation.

 

Warum haben Sie sich für die Notfallstation entschieden?
Joëlle: Weil es ein enorm spannender Beruf ist, der sowohl überlegtes wie auch schnelles Handeln erfordert. Ich wollte schon immer Notärztin werden.
Milena: Wenn man so viele verschiedene Patienten behandelt, kann man in kürzester Zeit enorm viel lernen, erst recht in Freiburg, wo medizinische und chirurgische Notfälle gemeinsam versorgt werden.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Joëlle: Engagement und Empathie. Auch die Kommunikation und der interdisziplinäre Aspekt sind zentral.
Milena: Man muss ruhig bleiben, was nicht immer einfach ist. Auch in der Kommunikation lerne ich noch, den Patienten besser zuzuhören und auf ihre Anliegen einzugehen.

Wie können Sie abschalten?
Joëlle: Wir reden viel miteinander, das hilft mir am meisten, Druck abzubauen. Ausserdem bin ich privat sehr engagiert.
Milena: Wenn ich ein paar Tage hintereinander frei habe, fahre ich ins Wallis, wo ich aufgewachsen bin. Das hilft mir, Abstand zu gewinnen.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Joëlle: Jede Situation ist einzigartig, aber wenn ein Patient zurückkommt oder uns einen Dankesbrief schreibt, tut das immer gut. Manchmal denke ich, dass wir ihm nur schon durch unsere Anwesenheit helfen konnten – dann habe ich das Gefühl, meine Aufgabe erfüllt zu haben.
Milena: Ich erinnere mich an eine Winternacht, als ein junger Mann eingeliefert wurde, der mit dem Velo gestürzt war. Weil er nur eine kurze Strecke fahren wollte, hatte er seinen Velohelm nicht aufgesetzt, sondern an seinem Rucksack befestigt. Er hatte ein Loch im Kopf, das ich mit 35 Stichen nähen musste. Ich gebe zu, seither ziehe ich meinen Helm immer an, auch für kurze Strecken.

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Norberto, seit drei Jahren in der Notaufnahme tätig.

Norberto, seit drei Jahren in der Notaufnahme tätig.

Fachmann Gesundheit: „Am Ende des Tages haben wir mehr Patienten behandelt“

Leichte Notfälle ohne besondere Risiken (Kategorien 3 und 4) werden im ambulanten Behandlungspfad der Notaufnahme versorgt. Auch hier gleicht kein Tag dem anderen. „Wir kümmern uns um Patienten mit Brüchen, Angina, Grippe oder Blinddarmentzündungen.“

Die Fachangestellten Gesundheit empfangen, beruhigen und betreuen die Patienten gemeinsam mit den Assistenzärzten und dem Oberarzt. „Und wenn wir hier und dort fünf Minuten gewinnen, haben wir am Ende des Tages mehr Patienten behandelt.“ Der Behandlungspfad für leichte Notfälle erlaubt auch, die Behandlung bestimmter Patienten weiterzuverfolgen: „Je nachdem vereinbaren wir einen Termin für eine Nachkontrolle, um sicherzustellen, dass alles gut geht.“

 

 

Warum haben Sie sich für die Notfallstation entschieden?
Nachdem ich seit 2005 in anderen Spitalabteilungen gearbeitet hatte, brauchte ich einen Tapetenwechsel. Die Notaufnahme ist eine neue Herausforderung: Man weiss nie, was kommt – der Schichtbeginn ist immer ein besonderer Moment. Ich mag es, wenn etwas läuft, und auch den Kontakt mit den Patienten.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Die Ruhe bewahren und enorm anpassungsfähig sein. Und man muss die Augen überall haben!

Wie können Sie abschalten?
Ich mache Sport und verbringe Zeit mit der Familie.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Ich wurde gerufen, um für eine Frau aus Angola zu dolmetschen. Nach einer 40-stündigen Reise hat man sie mit einem vierjährigen Kind in den Notfall gebracht. Wir brauchten zehn Minuten, um zu verstehen, dass das Stoffbündel in ihrem Arm ein sieben- oder acht Monate altes, bewusstloses Baby barg. In den darauffolgenden Tagen sah ich sie immer wieder in der Nähe des Spitals; bestimmt wusste sie nicht, wohin sie gehen sollte. Ich hätte ihr gern geholfen und sie bei mir aufgenommen, aber man muss Grenzen setzen, man kann nicht alle mit nach Hause nehmen...

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Lina, seit drei Jahren in der Notaufnahme tätig.

Lina, seit drei Jahren in der Notaufnahme tätig.

Pflegehelferin: „Wir kümmern uns um ihre persönlichen Bedürfnisse“

Die Anwesenheit der Pflegehelferin wirkt auf die Patienten beruhigend, sie wird beinahe eine Vertraute. „Wir verbringen viel Zeit mit ihnen und kümmern uns um ihre persönlichen Bedürfnisse“, erzählt Lina.

Dazu gehören die Körperpflege, der Transport zu Untersuchungen oder die Mahlzeiten. „Manche Leute schämen sich, aber wir sind dazu da, sie zu beruhigen und dafür zu sorgen, dass es ihnen so wohl wie möglich ist an einem Ort, der ihnen Furcht einflössend oder feindlich vorkommen mag.“

Indem sie den Patienten aufmerksam zuhört, kann sie deren Anliegen den Ärzten und Pflegenden übermitteln. Die Pflegehelferin kümmert sich auch um das Einräumen und Nachfüllen des Materials, z. B. Spritzen. „Wir arbeiten im Team: Jeder trägt seinen Teil dazu bei, damit das Ganze funktioniert.“

Warum haben Sie sich für die Notfallstation entschieden?
Das war keine bewusste Entscheidung, es hat sich so ergeben. Aber ich mag die Arbeit hier sehr, man ist nah am Menschen dran. Es ist ein schönes Gefühl, den Patienten etwas Gutes zu tun.

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um in der Notaufnahme zu arbeiten?
Es braucht viel Toleranz, Geduld, Flexibilität und Nächstenliebe.

Wie können Sie abschalten?
Ich kann zum Glück gut abschalten. Während der Arbeit spüre ich die Müdigkeit nicht; ich erhole mich an meinen freien Tagen mit Ausflügen oder ruhe mich einfach aus.

Welches Erlebnis hat Sie am meisten geprägt?
Da gibt es viele ... Am meisten prägt mich wohl das fantastische Team, mit dem ich zusammenarbeite. Das Personal hier ist sehr mutig und menschlich. Obwohl es nicht immer leicht ist, bemüht sich jeder, den Patienten zu helfen, das ist einfach genial!

Spitzenkompetenzen im Dienste der Kinder

Kein Kinderspiel: Der Kindernotfall kümmert sich um junge Patientinnen und Patienten von 0 bis 16 Jahren. Wie in der Notaufnahme für Erwachsene werden die Kinder hier nach Dringlichkeit und nicht etwa in der Reihenfolge ihrer Ankunft behandelt.

Der Kindernotfall wurde geschaffen, um den kleinen Patienten ein beruhigendes Umfeld zu bieten, in dem fortschrittliche medizinische Verfahren von professionellen Teams durchgeführt werden, die von einer umfangreichen Weiterbildung profitieren. Alle Mitarbeitenden der Pädiatrie arbeiten rund um die Uhr an 365 Tagen pro Jahr Hand in Hand, um eine erstklassige, menschliche Versorgung sicherzustellen.

Die Kinder und Jugendlichen durchlaufen einen ähnlichen Weg wie Erwachsene: Sie kommen zunächst an den Empfang, wo der Grund für ihr Kommen ermittelt und ihr Dossier erstellt wird. Danach begeben sie sich in die fachkundigen Hände der Pflegenden und Ärzte, welche die Diagnose stellen, über die Behandlung und die Nachsorge entscheiden und die für jeden einzelnen Fall notwendigen medizinischen Massnahmen gewährleisten.